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Auf den Tegelberg und zum
Schloss Neuschwanstein

[Deutschland, Bayern, Füssen]

Dauer: Rundweg, ca. 5 Stunden  – Strecke  10 km

Ausrüstung: Gute Wanderschuhe, Klettersteigset, Helm, Handschuhe, Wasser, Verpflegung
Eintritt: frei, Parken:  Talstation der Tegelbergbahn, Tagesticket 5,00 €

Von der Talstation der Tegelbahn in Schwangau geht es über den Gelbe Wand – Klettersteig bis zur Bergstation der Tegelbergbahn. Von dort verläuft der Abstieg über schmalen Pfade mit fantastischen Ausblicken ins Alpenvorland bis zur Marienbrücke die hoch über der Pöllatschlucht den besten Blick auf Schloss Neuschwanstein bietet. Leider war die Pöllatschlucht für den weiteren Abstieg gesperrt, so geht es immer unterhalb des Berges entspannt zurück bis zum Ausgangspunkt.

Start der Tour ist der gebührenpflichtige Parktplatz der Tegelbergbahn in Schwangau. An diesem späten Augustwochenende regnet es leider zunächst.  Als es um kurz nach 15h doch noch aufklart mache ich mich allein und gerade noch rechtzeitig auf den  Weg. Am Ende komme ich mit dem Einbruch der Dunkelheit wieder am Ausgangpunkt an, – also besser etwas früher losgehen.

Kurze Anmerkung für Euch: Ich habe bisher noch keine Erfahrung auf Klettersteigen, aber ein Klettersteigset nebst Skihelm (zumindest besser als gar kein Helm) Handschuhen und Notfallset dabei. Während der Kraxelei stellt sich für mich heraus, dass ich persönlich für die Gelbe Wand den Klettergurt, außer an der kurzen Drahtseilbrücke, gar nicht benutzt habe, da ich mich immer sicher mit den Händen festhalten konnte und immer einen sicheren Tritt hatte. Grundsätzlich empfehle ich aber IMMER ! die Verwendung eines Klettergurts sowie eines Kletterhelms und Handschuhen. Von einer Klettersteigbegehung ohne entsprechende Sicherung kann ich nur nur abraten !!!

Die gelbe Wand ist ein Klettersteig-Lehrpfand mit dem leichtesten Schwierigkeitgrad A, also hervorragend für Anfänger geeignet. Unterwegs wird auf Schildern das richtige Verhalten und die Verwendung der Ausrüstung erklärt. Trotzdem ist es von der Talstation bis zum Tegelberghaus auf 1707 m Höhe eine Tour, die mit 900 Höhenmetern schon Konditon erfordert, da es stetig bergauf und und dann Richtung Schloss Neuschwanstein wieder nur bergab geht. Zunächst geht es von der Talstation ca. 30 Minuten über einen steilen asphaltierten Weg bis man schliesslich rechts über Holzstufen und Wurzeln zum Beginn des Klettersteig gelangt. Der Weg ist sehr gut ausgeschildert. Über die Gelbe Wand bewältig man einen Höhenunterschied von ca 600 m in etwa 2 Stunden. Mit Drahtseilen gesicherte Passagen wechseln sich mit schmalen, gut begehbaren Pfaden ab.
Der Weg verläuft zunächst über Felsplatten die Drahtseil versichert sind.  Für wen es hier schon schwierig wird, der kehrt besser um. Der Schwierigkeitsgrad erhöht sich während des ganzen Weges gefühlt nicht, allerdings fordert er schon Kraft und Konzentration. Also lieber langsam und mit Bedacht bewegen, vor allem wenn man auf eine Sicherung verzichtet.
Nach etwas 15 Minuten passiert man linker Hand den Abzweig zum Tegelbergsteig in Form einer langen vertikalen Leiter, die ich ca zu Hälfte (gesichert) hinauf klettere um mal ein Gefühl dafür zu bekommen. Da es aber mein erstes Mal auf einem KLetterateig ist, ich komplett alleine unterwegs bin und nicht weiß was mich im weiteren Verlauf erwartert, ist der Tegelbergsteig keinesfalls eine Option. Der nasse Fels und die Regentropfen auf der Leiter bestärken mich zusätzlich darin diese Option auf den nächsten Besuch zu verschieben.
Also weiter auf der Gelben Wand Route. Kurz nach der Leiter gelangt man an eine kleine Schlucht. Diese kann man entweder unten seilgesichert queren oder man versucht sich an der kurzen Drahtseilbrücke, die die Senke in etwa 5 Meter Höhe überspannt. Auch wenn das nicht wirklich hoch ist, muss ich zugeben, dass das Balancieren über das Drahtseil, welches erst durch das Körpergewicht Spannung erhält, schon eine kleine Herausforderung war.

Weiter geht es durch eine steile, markante Schlucht, hindurch zwischen schroffen Felsen. Ich befinde mich inzwischen in den tiefhängenden Wolken, die mir zwar die tolle Aussicht ins Voralpenland nehmen, aber auch zu eine ganz besonderne Atmosphäre hier oben beitragen. Das mir die ganze Zeit über keine Menschenseele begegnet hat etwas sehr surreales.

 
Als ich um ca. 18 h das Tegelberghaus erreiche, bin ich auch dort alleine. Alles ist leider bereits geschlossen, selbst der Getränkeautomat ausser Betrieb und die letzte Seilbahn zu Tal gefahren. Da mir die Aussicht durch die Wolken versperrt bleibt, und ich spät dran bin, mache ich mich zügig auf den Abstieg Richtung Marienbrücke und Schloss Neuschwanstein.

Der Weg führt mich auf schmalen Pfaden stetig bergab bis unter den Rand der Wolkendecke. Die Abendsonne bricht durch die Wolken und taucht das Voralpenland und den Foggensee in goldenes Licht.

Es geht weiter durch meist kniehohes Wasser durch kleine Höhlen und schmale Felseinschnitte und diesen Abschnitt habe ich eigentlich als den schönsten in Erinnerung. Damals endete der Weg für uns 500 Meter weiter an einem Wasserfall in einem idyllischen kleinen Talkessel, wo es nur noch mit mit Seil und Kletterausrüstung weitergegangen wäre. Ein fantastsicher Ort für eine Pause und damals war dort außer uns keine Menschenseele.

Alpsee und Schwansee reflektieren das Licht wie ein Spiegel und schliesslich liegt das Schloss Neuschwanstein, das ab 1869 im Auftrag des bayerischen König Ludwig II. erbaut wurde, zu meinen Füßen.

Es ist noch ein kurzes Stück bergab bis zur Marienbrücke, einer kühnen Stahlkonstruktion, die sich in sehr luftigen 90 m Höhe über die Pöllatschlucht spannt. Hier treffe ich zum ersten Mal seit Stunden wieder auf ein paar wenige Menschen die den wahrscheinlich besten Fotospot für das Schloss nutzen.

Es ist unglaublich angenehm und fast ein wenig skurril diesen normalerweise von Touristen überfluteten Ort fast für sich allein zu haben. Ich geniesse diesen besonderen Moment sehr.

Der Eingang zur Pöllatschlucht, auf die ich mich noch als Abkürzung für den Rückweg gefreut habe, ist leider gesperrt und das Stahlgitter verschlossen. Das ist wahrscheinlich den starken Regenfällen der vorangegangen Tage geschuldet, die die Passage durch die enge Schlucht zu gefährlich machen. Daher nehme ich die asphaltierte Strasse bis zum Parkplatz und von dort über den ebenen und breiten Pöllatweg immer rechte Hand am Berg entlang bis zurück zur Talstation der Tegelbergbahn. Die erreiche ich schon fast im Dunkeln und freue mich in Schwangau endlich auf ein verdientes Weissbier.