Das Stasi-Gefängnis
Gedenkstätte Hohenschönhausen

[BERLIN - Hohenschönhausen]

Dauer Rundgang:  ca. 2 Std

Öffnungszeiten: ab 10:00h bis 16:00h, Rundgänge zu jeder vollen Stunden

Eintritt: 8 € / Person, Ticket und Zeit am besten online reservieren, Bezahlung erst vor Ort

Die Gedenkstätte Hohenschönhausen ist für mich wohl das interessanteste und mit auch wichtigste Museum in Berlin. Beleuchtet es doch eindringlich und anschaulich ein wenig bekanntes Kapitel der jüngsten deutsch-deutschen Geschichte. Ehemalige Häftlinge, politische Gefangen des DDR-Regimes und Historiker führen auf einem zweistündigen Rundgang durch den Komplex.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde das ursprünglich als Großküche genutzte Gebäude ab 1946 von den Sowjets als geheimes „Speziallager“ benutzt. Im Kellergeschoss, dem sogenannten „U-Boot“ waren in kleinsten Einzel- und Sammelzellen Häftlinge unter menschenunwürdigen Bedingung ohne Tageslicht eingepfercht. Physische Gewalt, Schläge, Folterungen und Schlafentzug waren an der Tagesordnung.

Ab Anfang der 50er Jahre nutzte das Ministerium für Staatssicherheit das Gefängnis in Hohenschönhausen als zentrale Untersuchungshaftanstalt. Tausende politischer Verfolgter waren über den Zeitraum der Nutzung inhaftiert. Dem Regime unbequeme Bürger wurden dort ohne Anklage oder Prozess festgehalten.

Mit diesem unauffälligen Barkas, der fünf separate Einzelzellen ohne Tageslicht verbirgt, wurden Bürger der DDR nach Ihrer Verhaftung teilweise über Stunden durch Berlin gefahren, um die Orientierung zu verlieren, bevor sie in Hohenschönhausen eingeliefert wurden. Auch dort konnten sie nicht erkennen, wo sie waren. Das Areal war weiträumig abgeriegeltes Sperrgebiet und nur ausgewählte Mitarbeiter des MfS hatten Zutritt. Die Häftlinge waren dort, mitten in Berlin, komplett von der Außenwelt abgeschirmt und von sämtlichen sozialen Kontakten abgeschnitten.

Das „U-Boot“ wurde inzwischen als Lagerraum verwendet und die Inhaftierten meist isoliert in Einzelzellen oder auch gemeinsam mit anderen Häftlingen untergebracht unter denen nicht selten Spitzel der Stasi waren um die Häftlinge auszuhorchen. Zu Anfang war auch physische Gewalt an der Tagesordnung, später verlegten sich die Verhörer auf psychischen Terror und Manipulation.

Die Inhaftierten wurden ständig überwacht und waren weder über Ihren Aufenthaltsort und oft auch nicht über den Grund ihrer Festnahme informiert. Kontakt zu anderen Häftlingen war nicht möglich. Außer in den Zellen mit mehreren Gefangenen gab es keine Austausch mit anderen und alle Insassen wurden gezielt voneinander separiert.
Auch auf den Gängen wurde jegliche Möglichkeit der Begegnungen mit anderen Inhaftierten verhindert. Auch durch die wenigen Fenster, die alle aus Glasbausteinen bestanden, war nicht zu erkennen wo man sich genau befand. Ständig wurde man mit Schlafentzug, plötzlichen Zellenkontrollen und vorgegebenen Sitz- und Schlafhaltungen schikaniert.

Willkürlich und zugleich nach einem perfiden System wurden Häftlinge immer wieder in eine Schreibstube oder ein Vernehmerzimmer eskortiert wo sie teilweise stundenlang von ausgebildeten Verhör-Spezialisten ausgefragt und zermürbt wurden. Neben dieser psychischen Tortour wurden durch die Mitarbeiter des MfS zusätzlich auch Familien und Verwandte der Inhaftierten außerhalb des Gefängnis bedroht.

Für einen kurzen Gang an die frische Luft wurden Inhaftierte meist allein in einen kleinen Bereich mit meterhohen Betonmauern verbracht in dem zusätzlich der obere Bereich vergittert war. Auch hier gab es selten Kontakt zu anderen Häftlingen und wenn doch, man konnte sich nie sicher sein, nicht doch einem Spitzel der Stasi gegenüber zu stehen. Wetterbedingungen wie Kälte und Regen wurden hier zusätzlich zur Zermürbung der Häftlinge angewendet. 

Über den gesamten Zeitraum den Nutzung durch das Ministerium für Staatssicherheit waren über 11.000 Menschen in Hohenschönhausen inhaftiert und Opfer der Willkür Ihres eigenen totalitären Staates.

[Fazit]

Neben allen tollen Museen die es in Berlin gibt, empfehle ich dieses ganz besonders. Es bietet einen sehr detaillierten und spannenden Einblick in ein wenig bekanntes Kapitel der deutschen Nachkriegs- und DDR-Geschichte. Das Führungen teilweise immer noch von Zeitzeugen und ehemaligen Inhaftierten geleitet werden ist großartig und beschert eine besonders eindringliche Erfahrung.