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Suzuki Jimny 4x4

[Suzuki Jimny 4x4, 1,3L]
[FACTS]

Baujahr: 2014, 62 KW/84 PS, 1328 ccm, Vmax: 140 km/h, 5-Gang Schaltgetriebe mit 4WD mit Untersetzung, 40l Tank, Benzin, 7,5L /100 KM, Reichweite: ca. 500 km, Neupreis: ca 16.000 €

Roadtrip ISLAND, gefahren über 2.500 km

Da steht eine kleine, rote, 4-eckige Kiste auf 4 Rädern. So habe ich als Kind Autos gezeichnet. Seit 1998 wird der Jimny von Suzuki als Nachfolger des legendären Samurai gebaut. Dieses kleine Allrad-Wiesel besetzt in Deutschland eigentlich nur eine kleine Nische, meist für Förster, Landwirte und Jäger, und alle die, die für kleines Geld einen echten Offroader suchen. Diese Nische besetzt der Jimny aber konsequent und so gut wie konkurrenzlos und so kann sich auch ein Auto mit fast 20 Jahre alter Technik noch auf dem Markt behaupten. [Seit 2021 gibt es den neuen JImny als Nachfolger, der in Deutschland mittlerweile aber nur noch als 2-Sitzer/Nutzfahrzeug angeboten wird.]

So wird der Jimny (neben dem Dacia Duster) als günstigster 4WD Mietwagen in Island angeboten und ist beinahe eine Art Standard. Ich habe lange überlegt, ob ich einen 4×4 für meinen Roadtrip in Island brauchen werde, oder ob ein normaler Kleinwagen ausreicht. Letztlich habe ich mich für den Suzuki entschieden, weil ich für alle Wetter- und Straßenbedingungen gerüstet sein wollte. Ich wusste nicht was genau auf mich zukommt, und ich wollte nicht nur auf Grund meines Fahrzeugs eine Strecke nicht fahre können. Außerdem hatte ich Bock drauf :D.

[FAHREINDRUCK]

Mit den 84 PS ist der 1100 kg leichte Suzuki ausreichend motorisiert. Ein Rennwagen kann und wird er auch nie sein. Um Leistung zu haben muss man ihn ordentlich auf Touren bringen und fleißig schalten. Durch die kurze Übersetzung kann man aber auch schon bei 50 km/h entspannt im 5. Gang cruisen. Durch die hohe Sitzposition hat man einen guten Überblick und der Jimny lässt sich durchaus flink und wendig durch die Stadt kurven.

Auf der Landstraße oder gar der Autobahn macht er jedoch wenig Spaß. Erst bei hohen Drehzahlen wird der Motor nochmal etwas munterer, was allerdings beträchtlich zu Lasten des Benzinverbrauchs geht. Besonders bergauf wirkt der Motor etwas schwach und wird laut. Der Durchschnittsverbrauch von 7,5l / 100 km ist gemessen an den Fahrleitungen recht hoch, ist aber dem Fahrzeugtyp und Aufbau geschuldet und geht daher noch in Ordnung. Der kurze Radstand und der starre Leiterrahmen lassen den Kleinen über jede Bodenwelle hoppeln. Die Karosserie ist sehr windanfällig, die Windgeräusche bei höheren Geschwindigkeiten sehr präsent. Kurven wollen mit Bedacht gefahren werden, der Jimny neigt sich bei flotter Fahrweise spürbar zur Seite bevor es aber wirklich heikel wird greift das ESP ein. Das Bremsverhalten ist ungewohnt, auch hier wankt die Karosserie und der Bremsweg ist länger als üblich. Da ist eine defensive Fahrweise angemessen. Lieber irgendwo bei 100 km/h einpendeln, entspannt cruisen und auch dann verlangt der Jimny noch genug Aufmerksamkeit von seinem Fahrer.

Schon auf der Schotterpiste oder gar im Gelände aber wird alles anders. Da ist der Jimny in seinem Element, dafür ist er gemacht. Da merkt man nicht, das vielleicht ein paar PS fehlen. Der kurze Radstand und die kurzen Überhänge machen ihn unglaublich wendig und mit zugeschaltetem 4WD wühlt er sich fröhlich über jede Piste. Man hat das Gefühl unglaublich leichtfüßig unterwegs zu sein. Matsch, Schnee, Sand, tiefe Schlaglöcher und flache Furten, nicht nur kein Problem sondern eine wahre Freude! Jeder der dieses Auto nicht auch mal abseits der geteerten Straßen bewegt verpasst was!

+

Zuschaltbarer 4WD und Geländeuntersetzung, Hohe Sitzposition, sehr übersichtliche Karosserie Einfaches Handling, kleiner Wendekreis, kurze Überhänge, gute Bodenfreiheit, dank ESP gut beherrschbar, top im Gelände, günstiger Anschaffungspreis

Motor bei höheren Geschwindigkeiten etwas schwach und laut, langer Bremsweg, unbequemer Zustieg hinten, sehr kleiner Kofferraum ohne Licht und Abdeckung, unpraktische Hecktüre, windanfällig, bockiges Fahrwerk, mäßiges Fahrverhalten onroad, relativ hoher Verbrauch

[Innenraum]

Der Einstieg ist durch die hohe Karosserie sehr bequem. Die Klappgriffe außen sind nicht mehr zeitgemäß. Die Türen wirken sehr leicht und klingen beim Schließen arg blechern. Man sitzt durch die geringe Breite von 1,60 m sehr nah an der Tür und verdrängt erst einmal alle Gedanken an die mögliche Gefahr eines Seitenaufpralls. Die Rückbank, eigentlich sind es eher 2 Notsitze, ist nur sehr schwer zugänglich und für Erwachsene Personen eigentlich nicht geeignet. Werden die Vordersitze für die Kletterpartie nach hinten umgeklappt muss man sie jedes Mal wieder neu einstellen. Ansonsten gefällt die hohe Sitzposition, die extrem übersichtliche Karosserie und die großen Außenspiegel. Die Sitze sind recht einfach und bieten nicht sonderlich viel Seitenhalt sind aber auch für längere Strecken ausreichend bequem. Die Sitzheizung spricht extrem schnell an.

Der eckige “Kisteneindruck“ setzt sich auch im Inneren fort. Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist die sehr steil stehende Frontscheibe und auch das gesamte Cockpit reckt sich dem Fahrer entgegen. Was beim Offroadfahren der Übersichtlichkeit dient, habe ich trotzdem nicht als einengend empfunden. Trotz vorherrschendem Hartplastik wirkt die Verarbeitung im Innenraum gut, ich fühlt mich wohl und finde mich sofort zurecht. Ein bisschen habe ich haptisch den Eindruck in einem japanischen Kleinwagen vor 20 Jahren zu sitzen – und das ist er ja eigentlich auch. Lediglich die gut ablesbaren und weiss unterlegten Instrumente lassen einen kleinen Hauch von Moderne erkennen. Alles ist mit Kunststoff verkleidet, es gibt kein nacktes Blech und alles wirkt durchaus etwas wertiger als ich erwartet hätte. Das Lenkrad liegt gut in der Hand. Allerdings lässt es sich weder in der Höhe noch in der Tiefe verstellen, was mich jedoch nicht gestört hat, da die Position passt. Alle Schalter sind gut erreichbar und alles erklärt sich von selbst – es ist aber auch nicht viel da. 4WD und Geländeuntersetzung lassen sich bequem über Tasten dazuschalten und es stört kein zusätzlicher Hebel. Neben dem Handschuhfach gibt es ausreichend Ablagen, Getränkehalter gibt es aber nur in den Armlehnen im Fond. (Während der Fahrt nur mit komischen und nicht zu empfehlenden Verrenkungen erreichbar). Die Fächer in den Türen sind so schmal, das sie allenfalls für Karten ausreichen. Der Schalter für die elektrischen Fensterheber stört unangenehm am rechten Knie des Fahrers.

Beim serienmäßigen Radio gibt es keine Möglichkeit eine AUX – Quelle an das Suzuki CD Radio anzuschließen. Weder per 3,5er Klinke noch USB. Auch Bluetooth gibt es nicht. Gerade in Gebieten mit schlechtem Radioempfang (Island.. ) hat mir eine Bluetooth-Box fürs Handy unglaublich gute Dienste geleistet.

Der Kofferraum des Jimny ist sehr klein, nur ca. 110l was in etwa einem großen, aufrecht stehend Koffer entspricht. Es gibt keine Beleuchtung und keine Kofferraumabdeckung. Leider ist Gepäck welches im Kofferraum liegt immer von außen sichtbar. In Island kein Problem, sehr wohl aber in anderen Ländern, wo Autoeinbrüche häufig sind. Die Lehnen der Rücksitzbank lassen sich einfach 50:50 umlegen. So hat man mehr Kofferraum zur Verfügung und vor allem ist er leichter zugänglich als immer die Vordersitze umklappen zu müssen. Die Hecktür mit darauf montiertem Reserverad öffnet seitlich nach rechts, versperrt so den Weg zum Bordstein und bietet keinen Schutz gegen Regen. Gerade in eine Land wie Island, wo es häufig regnet habe ich die Möglichkeit beim Ein/Ausladen unter einer schützenden Heckklappe stehen zu können sehr vermisst.

[Fazit]

Nach den Maßstäben eines modernen PKW wirkt der Jimny etwas wie aus der Zeit gefallen. Man fühlt sich irgendwo zwischen Transporter und Kleinwagen und doch besitzt das Auto einen gewissen Charme, Man ist für alle Straßen und Pisten Islands bestens gewappnet. Der Jimny entschleunigt zwangsweise auch ein wenig und mehr Auto braucht man eigentlich gar nicht. In Deutschland besetzt der Jimny eine kleine Nische und ist als Alltagsauto nur eingeschränkt zu empfehlen. Für einen Roadtrip in Island für 2 Personen mit Gepäck aber ziemlich perfekt.