Zur Elbquelle und zum Elbfall

[Polen, Riesengebirge]

Dauer: Hin und Rück 6 Std.  – Strecke  20 km, ca. 700 Höhenmeter

Ausrüstung: Wander oder Trekkingschuhe, Windjacke / Softshell
Eintritt: 9 Zloty / Zackelfall, 8 Zloty / Nationalpark

Mein erstes Mal im Riesengebirge. Ich bin gespannt, ob es so, ist wie ich es mir vorstelle. Ich muss zugeben, bisher kenne ich nur Bilder von der Schneekoppe im Sommer und gehe von einem kahlen, etwas eintönigen Bergkamm ohne Bäume aus. Freunde die schon oft in ihrer Kindheit dort waren laden mich auf einen Kurztrip ein und wir suchen uns eine Unterkunft auf der polnischen Seite des Riesengebirges in Szklarska Poreba (Schreiberhau). Der Ort ist das Wintersportzentrum in Niederschlesien und hat gute touristische Infrastruktur. Auch im Sommer bringen 2 aufeinanderfolgende Sessellifte von dort Touristen auf den 1362 m hohen Szrenica (Reifträger).
 
Unsere erste Wanderung soll uns vorbei am Zackelfall auf den Kamm zum Reifträger, vorbei an den Sausteinen zur Elbquelle und Elbfall und wieder zurück führen. Das Wetter ist ziemlich bewölkt und grau, aber es soll zumindest trocken bleiben. Wir fahren mit dem Auto bis zum kleinen Parkplatz in den Nähe des Zackelfall und finden, obwohl es Sonntag ist, mit Glück einen kostenlosen Parkplatz. Direkt am Beginn des Wegs stehen Buden mit allerlei Tinnef und Souvenirs, fast wie auf einer Kirmes. Leider ist es zudem entsprechend voll, da der Zackelfall ein relativ einfach zu erreichendes Ziel ist. Aber wir sind guter Hoffung, dass sich die Menschenmassen auf dem weiteren Weg lichten werden.

Den Weg bis zum Wasserfall empfinde ich allerdings nicht als besonders angenehm. Es ist zwar breit und eigentlich gut ausgebaut, aber durchweg mit unförmigen Steinen gepflastert und es geht stetig und gerade steil bergauf. Feste Schuhe machen hier Sinn um ein Umknicken zu verhindern. Nach etwa 20 Minuten erreicht man links den Eingang zum Zackenfall (pol.: Kamienczyka). An einem kleinen Häuschen zahlt man 9 Zloty Eintritt / Person, bekommt eine Bauhelm geliehen, den man auch aufsetzten soll, und kann dann einen kurzen Pfad in in die Zackenklamm hinunter steigen.

Unten führt ein etwa 100 m langer, sehr gut gesicherter Steig an der Felswand entlang bis zu einer kleinen Plattform am Rande eines kleinen Talkessels. Hier stürzt der 27 m hohe Zackenfall über 3 Kaskaden in das kleine Becken. Ein wirklich lauschiger, schöner Ort, wenn man ihn denn für sich alleine hätte und nicht mit einer Horde bunt behelmter Selfie-Touristen teilen müsste. Unter der Woche und ausserhalb der Ferien ist es sicherlich ruhiger hier.
Ein Stückchen weiter den Berg hinauf kann man von oben, ohne Gebühr, noch einmal einen Blick auf den Wasserfall werfen. Hier gibt es auch eine Baude mit Erfrischungen und die für die Hälte der Besucher auch gleichzeitig Endstation. Für uns geht es weiter bergauf und bereits nach ein paar Metern müssen wir an einem Kassenhäuschen erneut Eintritt, diesmal für den Nationlapark, zahlen (8 Zloty). Viele gehen auch einfach an dem Häuschen vorbei, entweder weil sie einfach kein Ticket ziehen, oder weil sie bereits eines per QR-Code mit dem Smartphone an einem der unvermittelt in der Natur stehenden Ticketautomaten gekauft haben. Ob der Besitz eines Tagestickets von Rangern wirklich kontrolliert wird wissen wir nicht, entscheiden uns aber auf Grund des Sonntags und des geringen Preises zum Kauf. Weiter bergauf also, und ab jetzt geht es nicht mehr auf unförmigen Pflastersteinen sondern auf grauen sechseckigen Betonplatten voran, die mich die ganze Zeit über „Ostblock“ denken lassen. Steil bergauf und geradeaus gehts aber weiterhin und ehrlich gesagt halten sich für mich bis hierher Spass und Abwechslung noch ein wenig in Grenzen.

Nach guten 45 Minuten bergauf erreichen wir die Hala Szrenicka eine Bergbaude auf der gleichnamigen Almwiese in deren Nähe fast unmittelbar die Grenze zu Tschechien verläuft. Hier machen wir erst mal eine kleine Pause im Windschatten der Baude und geniessen zum ersten mal das Panorama Richtung Polen.

Von dort geht es ca. 15 min weiter über den windumtosten Kammweg bis zum 1362 m hohen Reifträger (pol.: Szrenica). Die auf dem Berg liegende Reifträgerbaude ist auch bequem mit 2 Sesselliften von Szklarska Poreba zu erreichen. Neben der Baude gibt es ein Plattform von der ich zum ersten Mal trotz des starken Windes das 360 Grad Panorama und den Blick entlang des gesamten Kammrückens geniessen kann. Zudem klar es ein wenig auf, ein paar blaue Streifen zeigen sich am Horizont und ab und zu blitzt sogar die Sonne durch die grauen Wolken.

Im Südhang des Reifträgers liegt die Felsformation „Trzy Swinki“, übersetzt eigentlich die drei Schweinchen, im Deutschen sehr poetisch als Sausteine bezeichnet. Der Sage nach hat Rübezahl, der Berggeist des Riesengebirges, hier drei Schweine eines Bauern, welcher ihn betrogen hat, in Felsen verwandet.

Ein Stückchen weiter liegt auf der linken Seite ein Felsen auf dessen Spitze ein Grenzstein die Grenze zwischen Polen und Tschechien markiert. Mit ein wenig Klettergeschick ist dieser Stein gut zu erreichen.

Auf dem weiteren Weg zur Elbquelle ist der Bergkamm relativ breit und man kann auf eher flachen und breiten Wegen bequem bis zur Elbquelle gelangen.

Die Elbe entsteht aus einer Vielzahl kleiner Quellbäche auf der Hochebene die auf der Hochebene entspringen und dort symbolisch in einem steinerner Ring im Boden zusammengefasst werden.
Hier ist nochmals Zeit für eine kleine Rast bei der ich mich ein bisschen in dem etwas befremdlichen Gedanken verliere, wie aus diesem Rinnsal einer der größten Flüsse Europas wird, der über 1000 km später im Elbdelta schließlich in die Nordsee mündet. – Abgefahren.
Wir wollen noch einen guten Kilometer weiter bis zum Elbfall, wo die Elbe über eine Vorsprung 40 m tief in den Labská Jáma stürzt. Inzwischen ist die Sonne rausgekommen und das leuchtende Herbstlaub schafft an diesem windgeschützem Ort eine tolle Atmosphäre.
Von einer kleinen Plattform kann man in die Tiefe schauen. Leider ist der Elbfall von untern, wo er sicher noch spektakulärer wirkt nicht so einfach zugänglich. Für uns bleibt dieser Ort, nicht zuletzt weil wir hier heute ganz alleine sind, das Highlight dieser Wanderung.

Auf dem gleichen Weg geht es über den Kamm wieder zurück Richtung Reifträger. Für den Abstieg wählen wir allerdings den direkten Weg talabwärts, der steil über einen grasbewachsenen Hang auf einem schmalen Pfad bis zur Alten Schlesischen Baude (Lapski-Szczyt) führt. Von dort folgen wir einem guten und recht breiten Weg der stetig bergab durch den Wald und vorbei an den Kuckuckssteinen führt, bis wir wieder am Parkplatz ankommen.

[Fazit]
Ein durchaus anstrengende aber auch lohnende erste Wanderung im Riesengebirge. Ein ordentliche Maß  Kondition ist schon notwendig und wettertechnisch sollte man auf alles vorbereitete sein. Gerade auf dem Kamm kann es sehr kühl werden, wenn man nassgeschwitzt vom Aufstieg auf der Kammhöhe ankommt. Es gibt viele Einkehrmöglichkeiten unterwegs und wenn der Aufstieg geschafft ist, bietet die Kammhöhe viel mehr Abwechslung als ich erwartet habe und dazu ein wirklich tolles Panaorama zu beiden Seiten.